Qualitative Studie: Medienvertrauen und Mediennutzung von Journalistinnen und Journalisten und ihre Einstellungen zu Sozialen Medien
Der Info-Monitor 2025 erhebt neben der Nutzung, der subjektiven Bedeutung und der Vertrauenswürdigkeit von Informationsquellen das Vertrauen in etablierte Medien insgesamt sowie politische Einstellungen der deutschen Bevölkerung (Internetnutzende).
Doch wie sieht dies bei den Medienschaffenden, bei Journalistinnen und Journalisten selbst aus? Diese Fragen wurden in einer Qualitativen Studie erhoben. 20 Journalistinnen und Journalisten sowie Medienschaffende wurden in Experteninterviews befragt: zu ihrer (veränderten) Mediennutzung, zu ihrem Medienvertrauen und Quellenarbeit, sowie zu ihren Einstellungen zu Sozialen Medien.
(Veränderte) Mediennutzung und Medienvertrauen
Journalistinnen und Journalisten informieren sich selbst primär über aktuelle Themen über
Online-Angebote der großen Medien. Öffentlich-Rechtliche Medien haben einen hohen Stellenwert, ebenso Podcasts und Nachrichtenagenturen.
Vertrauen schenken sie besonders Medien, die journalistischen Standards entsprechen und eine gute Reputation haben. Größtes Vertrauen gilt dabei öffentlich-rechtlichen Sendern und etablierten Medienmarken. Soziale Medien gelten als Plattformen ungeprüfter Inhalte bei Journalistinnen und Journalisten überwiegend als nicht vertrauenswürdig.
Quellenarbeit und Faktencheck
Die befragten Journalistinnen und Journalisten geben an, dass es kein uneingeschränktes Vertrauen gebe. Das Zwei-Quellen-Prinzip und die Prüfung auf Transparenz und Plausibilität gehöre zu journalistischen Standards.
Faktenchecks werden teilweise durch spezialisierte Abteilungen durchgeführt, insbesondere für Soziale Medien.
Redaktionsstatuten und (veränderte) Arbeitsweisen im Hinblick auf Soziale Medien
Der Einsatz Sozialer Medien im Arbeitsalltag variiert stark in den Redaktionen. Soziale Medien haben sich vor allem zum Impulsgeber und Themenradar für Redaktionen entwickelt. In der journalistischen Recherche sind sie Unterstützung, aber kein Ersatz für professionelle journalistische Recherchearbeit.
Soziale Medien werden von Journalistinnen und Journalisten als inzwischen notwendig für die Auffindbarkeit und werden von Medienschaffenden teilweise auch als Gatekeeper empfunden.
Die meisten Redaktionen haben keine spezifischen Statuten für Soziale Medien. Es gelten dort dieselben allgemeinen journalistischen Standards. Hauptkontrollinstanz ist das Vier-Augen-Prinzip in Redaktionen. Systematische Kontrollmechanismen werden kaum genannt. Grundsätzlich werden Regelungen jedoch als sinnvoll erachtet.
Instagram und Facebook spielen für Medienschaffende die größte Rolle und werden je nach Zielgruppe und Content ausgewählt. TikTok gewinnt für Medienschaffende an Bedeutung, da so junge Zielgruppen erreicht werden können. X hat stark an Bedeutung verloren, ist dennoch nicht ganz unverzichtbar. LinkedIn und YouTube werden ebenfalls im Kontext Social Media von Medienschaffenden genannt.
Einflussnahme, Desinformation und Hassrede in Sozialen Medien
Bisher berichten Medienschaffende wenig konkrete Erfahrungen mit (versuchter) Einflussnahme in Sozialen Medien. Eine generelle Möglichkeit zur Einflussnahme wird jedoch im Algorithmus gesehen.
Es wird wenig konkrete, persönliche Erfahrungen mit Hassrede berichtet. Es gibt in den Redaktionen jedoch Strategien zum Umgang mit Hassrede, wie zum Beispiel Richtlinien, Schulung von betroffenen Journalistinnen und Journalisten und Meldung sowie Anzeige von konkreten Fällen. Desinformation wird von Journalistinnen und Journalisten als Beeinträchtigung gesehen und vor allem in Bereichen wie Wahlkämpf, Kriegen und Klimawandel beobachtet.
Der Info-Monitor der Medienanstalten dokumentiert, wo und wie sich die Bevölkerung in Deutschland zum aktuellen Zeitgeschehen informiert. Als Online-Erhebung ist die Studie repräsentativ für die deutschsprachige Online-Bevölkerung ab 14 Jahren.
Neben der Nutzung, der subjektiven Bedeutung und der Vertrauenswürdigkeit von Informationsquellen erhebt die Studie auch das Vertrauen in etablierte Medien insgesamt sowie politische Einstellungen – und zeigt im Ergebnis, dass das Informationsverhalten stark nach Alter, Vertrauen in etablierte Medien, Region und politischen Präferenzen variiert.