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    5 Thesen zum Transparenz-Check

    1 – Die Unsicherheit in Bezug auf Falschinformationen ist groß

    Die gezielte Verbreitung von Falschinformation ist ein Kennzeichen desinformierender Medieninhalte. Die Gefahr für den politischen Meinungsbildungsprozess ist groß – vor allem wenn es um politisch und gesellschaftlich relevante Bereiche geht und beispielsweise Verschwörungsmythen als Tatsachen dargestellt werden. Die Ergebnisse des Transparenz-Checks zeigen uns, dass sich bis zu mehr als einem Drittel der Befragten unsicher ist, ob eine Quelle glaubwürdig ist oder nicht. Hier wird deutlich, wie schwierig der Umgang mit Falschinformationen ist. Je nach untersuchtem Beispiel schätzt sogar jede:r Fünfte Falschinformation als glaubwürdig ein.

    2 – Kennzeichnung ist zentrales Element der Erkennung von Falschnachrichten

    Das Erkennen von Falschinformationen ist schwierig. Da die Gestaltung bei bewussten Falschinformationen oft ein journalistisches Angebot suggeriert, orientieren sich viele bei der Einordnung an den Inhalten, an reißerischen Überschriften und unwahrscheinlichen Aussagen. Fehlt eine Kennzeichnung, ist es deutlich schwerer, Falschinformationen zu erkennen. Beim Transparenz-Check erkannten 47 Prozent der Befragten eine Falschinformation mit Kennzeichnung – im Vergleich zu nur 36 Prozent, die eine ungekennzeichnete Falschinformation als solche einordneten.

    3 – Falschinformationslabels müssen deutlich bekannter werden

    Eine deutliche und möglichst intuitiv erkennbare Kennzeichnung hilft sehr, Falschinformationen zu erkennen. Insbesondere für Nutzerinnen und Nutzer mit geringem Medienwissen ist dies eine gute Unterstützung. Allerdings sind die bestehenden Kennzeichnungen bislang zu unbekannt, um ein schnelles und intuitives Erkennen von Falschinformationen zu ermöglichen. Die Werte beim Transparenz-Check lagen bei gängigen Labels nur zwischen 7 und 34 Prozent der Befragten, denen die jeweilige Kennzeichnung bekannt ist.

    Ein einheitliches Wording oder eine einheitliche Gestaltung sind daher notwendig, dies muss dann auch von den Unternehmen aktiv kommuniziert werden. Eine Präsenz und Bekanntheit, wie sie bspw. bei Zertifikaten zu Online-Shops etabliert ist, könnten die Wirksamkeit von Kennzeichnungen unterstützen. Damit Kennzeichnungen erkannt werden und im Alltag wirken, müssen diese gelernt sein. Es bedarf also deutlicher und möglichst einheitlicher sowie verständlicher Falschinformationslabels.

    4 – Medienbildung: stärkerer Fokus auf die Unterscheidung von Meinung und Information

    Insbesondere Menschen, die häufig Alternativmedien nutzen, klassifizieren Falschinformationen häufiger als Meinung. Eine deutliche und plakative Trennung von Information und Meinung unterstützt, diese Begriffe klar abzugrenzen. Daher sollten in der Medienbildung die Aspekte „Meinung“ und „Information“ stärker in den Fokus gerückt werden. Eine falsche Tatsache ist keine Meinung – auch hier hilft eine deutliche Kennzeichnung von Meinung. Im Umkehrschluss unterstützt eine positive Kennzeichnung — die deutliche Einordnung als geprüfte Information oder vertrauenswürdige Quelle — ebenfalls, Inhalte besser einordnen zu können.

    5 – Der Absender/die Absenderin eines Medieninhalts wird zunehmend unwichtig

    Schon bei anderen Studien, beispielsweise der Untersuchung „Aktuelle Informationsportfolios der Generation Z“, haben wir gesehen, dass der Absender/die Absenderin eines Medieninhalts zunehmend in den Hintergrund rückt. Dieser Befund lässt sich nun auch in Bezug auf Falschinformation bestätigen. Wenn danach gefragt wird, wieso ein Inhalt als unglaubwürdig eingeschätzt wird, spielt der Absender/die Absenderin nur für ca. ein Drittel der Befragten eine Rolle. Deutlich öfter werden andere Indikatoren zur Einschätzung herangezogen: eine übertriebene Aufmachung des Beitrags, unsachliche und reißerische Sprache, ein unprofessionelles Erscheinungsbild oder fehlende Quellenangaben.

    03.08.2023Thomas Rathgeb und Eva Spittka

    Thomas Ratgeb ist Sozialwissenschaftler und leitet bei der Medienanstalt für Baden-Württemberg (LFK) die Abteilung Medienkompetenz, Jugendschutz und Forschung. Er ist Mitautor der Studienreihen JIM, KIM und miniKM zum Medienumgang von Heranwachsenden sowie der SIM-Studie zur Mediennutzung der älteren Generation. Im Bereich Medienkompetenz ist er im Vorstand der Stiftung MedienKompetenz Forum Südwest (MKFS) sowie der Vereine Internet-ABC und juuuport.

    Eva Spittka leitet in der Gemeinsamen Geschäftsstelle der Medienanstalten das Team für den Fachausschuss Regulierung. Sie betreut kommunikationswissenschaftliche Forschungsprojekte, beispielsweise die Entwicklung des Transparenz-Checks, ebenso wie die Themen Desinformation, Public Value und politische Werbung. Sie ist in der Geschäftsstelle verantwortlich für das Forschungsportal Fakten + Impulse.