Integration von KI-Anwendungen in Suchmaschinen und ihre Auswirkungen auf die Meinungsvielfalt
Das von der DLM in Auftrag gegebene Gutachten von Prof. Dr. Dirk Lewandowski untersucht systematisch, wie sich die Integration von KI in Suchmaschinen auf die Meinungsvielfalt auswirkt. Es zeigt: KI-basierte Suchantworten schaffen neue Inhalte, verdrängen etablierte Informationsquellen und verschieben die Verantwortung für publizierte Aussagen zunehmend zu den Plattformbetreibern selbst.
Künstliche Intelligenz verändert die Informationssuche im Internet grundlegend. Anwendungen wie AI Overviews, Bing Copilot Search, Perplexity oder ChatGPT beantworten Suchanfragen zunehmend selbst – ohne dass Nutzende die dahinterliegenden Quellen noch aufrufen müssen. Das hat weitreichende Folgen für die Sichtbarkeit journalistischer Angebote, die Refinanzierung von Medien und die Vielfalt der online zugänglichen Informationen.
Das von der DLM in Auftrag gegebene Gutachten von Prof. Dirk Lewandowski von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, Fakultät Informatik und digitale Gesellschaft, untersucht systematisch, wie sich die Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) in Suchmaschinen auf die Meinungsvielfalt und auf etablierte journalistische Geschäftsmodelle auswirkt.
Kernergebnisse
- Funktionsanalyse wirft Fragen zu Transparenz und Verlässlichkeit auf: Etablierte Suchmaschinen integrieren KI-Antworten direkt in ihre Ergebnisse und beeinflussen damit die Sichtbarkeit anderer Treffer. Im Gegensatz dazu präsentieren Perplexity.ai und ChatGPT ausschließlich KI-Antworten. Es wurden deutliche Unterschiede in der Darstellung, Quellenzuordnung und den Hinweisen auf die Fehleranfälligkeit der KI-Antworten festgestellt, wobei ChatGPT oft ganz auf Quellenangaben verzichtet. Das wirft Fragen zur Transparenz und Verlässlichkeit der Suchergebnisse auf.
- Journalistische Geschäftsmodelle in Gefahr durch Traffic-Verschiebung: Die meisten Suchmaschinen finanzieren sich über Werbung. KI-Antworten präsentieren Informationen oft direkt auf der Suchergebnisseite. Es besteht die erhebliche Gefahr, dass der Traffic zu den ursprünglichen Inhalteanbietern drastisch sinkt. Vorhandene Studien zeigen Traffic-Verluste für Inhalteanbieter in einer Spanne von 18 Prozent bis über 50 Prozent. Dies bedroht die Refinanzierung der Inhaltsproduktion, die für eine vielfältige Informationslandschaft unerlässlich ist.
- Folgen für die Informations- und Meinungsvielfalt: Traditionelle Suchergebnisse werden nach unten gedrängt und weniger sichtbar. KI-Antworten können die Vielfalt der Positionen erhöhen, indem sie verschiedene Perspektiven und Informationen aus unterschiedlichen Quellen zusammenfassen und Nutzern in leicht verarbeitbarer Form darbieten. Langfristig kann ein Traffic-Verlust für Inhalteanbieter aber dazu führen, dass die Produktion hochwertiger, vielfältiger Inhalte im Internet wirtschaftlich nicht mehr tragbar ist. Dies hätte negative Auswirkungen auf die Informations- und Meinungsvielfalt.